Viktor Haase, Staatssekretär im Umweltministerium, bescheinigt der Region gute Chancen, den im Koalitionsvertrag verbrieften zweiten nordrhein-westfälischen Nationalpark in der Egge einrichten zu können. Ostwestfalen-Lippe habe mit den einzigartigen Naturräumen in Senne, Teuto und Egge enormes Nationalpark-Potenzial. NRW-weit sehe er keine vergleichbare Region, die so geeignet wäre. Eine Aussage, die den rund 70 Zuhörenden in Altenbeken sehr gefiel.
Haase, der seinen im November geplanten Besuch beim Förderverein krankheitsbedingt absagen musste, hatte kürzlich die Egge besucht und sich nicht nur von der Naturlandschaft beeindruckt gezeigt. „Der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge engagiert sich seit vielen Jahren für einen Nationalpark. Sie haben sich trotz der Rückschläge nicht entmutigen lassen und das ist angesichts der ökologischen Krisen auch gut so“, so der Biologe. „Wir wollen das Zukunftsprojekt 2. Nationalpark in NRW. Das hat die Landesregierung in ihrem Zukunftsvertrag festgeschrieben“, machte Haase den Nationalparkbefürwortern Mut.
Zum angekündigten Bewerbungsverfahren verwies Haase auf den 16. deutschen Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Die dort gemachten Erfahrungen könnten als Blaupause für den zweiten Nationalpark in NRW dienen. Fünf Regionen kamen für den geplanten Nationalpark damals in Frage. Die Entscheidung für den Hunsrück fiel auch deshalb, weil die dortigen Gemeinden von der Idee des Parks bereits überzeugt waren.
Das Land habe das LANUV beauftragt, potenziell geeignete Gebiete zu identifizieren, erläuterte Haase. Auf Basis dieses Gutachtens werde der Beteiligungsprozess vorbereitet, den Startschuss werde Minister Krischer „in nächster Zeit“ geben. Für die Bewerbung einer Region stellte Staatssekretär Haase eine begleitende Unterstützung durch das Land in Aussicht und kündigte ein zeitlich überschaubares und kompaktes Verfahren an. Neben der naturschutzfachlichen Eignung käme es entscheidend auf eine überzeugende Bekundung des regionalen Willens an, so der Gast aus Düsseldorf. Mit den einzigartigen Naturräumen in der Senne, dem Teutoburger Wald und im Eggegebirge habe die Region OWL enormes Nationalpark-Potenzial, entscheidend sei daher der regionale Wille.
Sein Rat für das anstehende Bewerbungsverfahren: „Gehen Sie alles in Ruhe an, skizzieren Sie auch bei potenziellen Konflikten so viele Lösungsmöglichkeiten, wie es geht, beantworten Sie Fragen sachlich und am Ende sollte die Begeisterung stehen. Die Chancen stehen gut, dass Sie das hinbekommen können.“
Die große Zahl benachbarter Windkraftanlagen sieht Haase im Übrigen nicht als Problem für einen Nationalpark Egge. So könne die Region aus ihrem hohen Anteil an erneuerbaren Energien bei gleichzeitigen Nationalparkeignung ein positives Narrativ machen. „Sehen Sie das als Chance“, so Haase. Gleichwohl seien Windräder innerhalb eines Nationalparks nicht möglich.
Das Land kenne derzeit keine andere Region in NRW, in der es ein bürgerschaftliches Engagement für einen Nationalpark gebe, verwies Norika Creuzmann, grüne Landtagsabgeordnete und Mitglied im Umweltausschuss, auf die jahrelange Arbeit des Fördervereins und der Umweltverbände. Trotzdem seien frühere Versuche politisch zerrieben worden. Auch jetzt würden wieder unwahre Dinge im Zusammenhang mit der Ausweisung eines Nationalparks behauptet, beispielsweise, dass Waldbesuche dann nicht mehr möglich seien. Viktor Haase verwies auf den Kernauftrag von Nationalparken, nämlich Menschen explizit „reinzulassen“. Das ein Nationalpark nicht nur ein großer Imagegewinn für eine Region sei machte Haase am Beispiel Eifel deutlich. Die Region profitiere vom Tourismus, alle hätten ihren Anteil an der Wertschöpfung rund um den Nationalpark, der einen Bruttoumsatz von über 30 Millionen Euro bewirke. Er kenne weltweit keinen Nationalpark, der wieder abgeschafft worden sei. Am Ende habe sich das immer für betroffene Regionen gelohnt.
Natürlich wollten viele Zuhörende wissen, ob und wie viele Mitbewerber um einen Nationalpark es wohl geben würde. „Je mehr eine Region mit naturschutzfachlichen Dingen punkten könne, umso besser. Es gibt ja nicht so viele, die wie die Egge geeignet sind“, ließ Haase daraufhin durchblicken.
Das rund zweistündige Gespräch in Altenbeken kann durchaus als konstruktiv und mutmachend betrachtet werden. Jetzt gilt es, den eingeschlagenen Weg ruhig und besonnen, vor allem aber engagiert weiterzugehen. Ihrem Ziel, der Ausweisung der großartigen Naturlandschaft als Nationalpark, sind der Förderverein Senne-Eggegebirge und die beteiligten Natur- und Umweltverbände möglicherweise noch nie so nah gewesen. (mw)