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BUND: Auf Kahlschläge im Naturschutzgebiet Silberbachtal verzichten

Noch wirbt der Naturpark in einem Flyer für Wanderungen im romantischen Silberbachtal. Das eindrucksvoll von der Natur gestaltete Kerbtal unterhalb des Velmerstot mit dem silbrig plätschernden Silberbach ist ein Natur-Kleinod. Doch damit ist es wohl bald vorbei. Das Forstamt des Landesverbandes Lippe hat angekündigt, in diesem engen, besonders reizvollen Tal über 2000 alte Fichten zu fällen. Dafür wurde das Tal jetzt abgesperrt.

Viele Naturschützer und Wanderfreunde in Lippe sind entsetzt. Der BUND Lippe fordert das Forstamt auf, den Eingriff zu überdenken. Ein solcher Kahlschlag, ausgeführt wie üblich mit schweren Forstmaschinen, wird das reizvolle Tal verwüsten, so der BUND. Die Auswirkungen solcher Eingriffe sind am Oberlauf bereits zu sehen, wo das Regionalforstamt Hochstift im letzten Jahr am Osthang Fichten gefällt hat. „Baumfreie Hänge und zerstörte Wanderwege gerade in diesem, für Naturfreunde besonders attraktiven Bereich der Egge sind vermeidbar“, erklärt Stephan Culemann (BUND-Kreisgruppe Lippe).

Der Landesverband begründet die Eingriffe mit den von abgestorbenen Bäumen ausgehenden Gefahren. Das ist aus Sicht des BUND vorgeschoben. Im Wald gebe es für den Waldbesitzer keine Verkehrssicherungspflicht für waldtypische Gefahren. Das habe der Bundesgerichtshof in einem rechtsgültigen Grundsatzurteil festgestellt. Experten und Förster des Landesbetriebes Wald und Holz (Münster) stellen klar: „Waldtypische Gefahren“ gehen auch von lebenden und toten Bäumen aus.

Am Wanderweg im Silberbachtal stehen überwiegend Fichten, die durch Borkenkäfer abgestorben sind. „Mehr Verkehrssicherheit lässt sich hier auch mit wenigen, naturschonenden Eingriffen bei Bäumen am Wegesrand herstellen. 2000 Bäume müssen dafür nicht gefällt werden“, so Stephan Culemann. Erfahrungen aus Naturwäldern zeigen: „Wo tote Fichten stehen bleiben, stehen sie oft noch Jahrzehnte“. Im Nationalpark Kellerwald kann man durch solche abgestorbenen Waldbestände wandern. Hier ist noch nichts passiert.

Lässt man die toten Bäume im Wald, so sind sie immer noch ein gewisser Schutz für die Böden und den Silberbach. Besonders an den Hängen abseits der Wege hat das viele Vorteile:  

  • Schäden des Waldbodens werden durch den Verzicht auf ein Befahren mit schweren Forstmaschinen vermieden. Das ist besonders an den Steilhängen im Silberbachtal wichtig.
  • Bleibt Totholz im Wald, schützt es den Waldboden vor starker Austrocknung. Auch die Naturverjüngung, die sich hier im lichten Fichtenwald ausgebreitet hat, wird geschont. Ein immenser Beitrag zur Biodiversität:  Von totem Holz im Wald leben viele Pilz- und Insektenarten. Das Belassen toter Bäume fördert die Wiederbewaldung.

Aus diesen Gründen fordert der BUND: „Das Forstamt soll hier auf Fichtenkahlhiebe verzichten. Der öffentliche Wald hat vorrangig dem Gemeinwohl zu dienen. Gerade in diesem hochsensiblen Naturbereich müssen besonders die Belange des Naturschutzes und die naturbezogene Erholung im Blickpunkt stehen“. Das Silberbachtal ist ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet (NSG) mit hohem europäischen Schutzstatus (FFH-Richtlinie). Es soll zukünftig auch Teil eines Nationalparks Senne-Teuto-Egge sein.

Wer sich an das Forstamt wenden möchte: h.kaiser@landesverband-lippe.de

Lesetipp: „Wald, Forst und Borkenkäfer“, eine aktuelle Broschüre des BUND NRW zum Umgang mit abgestorbene Fichtenflächen

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