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Egge – Naturerbe – Nationalpark

Vorstellungen des Fördervereins zum Eggegebirge

Nationalparke in Deutschland sollen im überwiegenden Teil ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleisten. Soweit es dieser Schutzzweck erlaubt, sollen sie ferner

  • der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung,
  • der naturkundlichen Bildung
  • und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen (§ 24 BNatSchG).

Das trifft auch genau die Vorstellungen unseres Fördervereins Nationalpark. Wir wollen den Artenreichtum der Egge erhalten und stärken. Und wir wollen es den Menschen ermöglichen, diese wundervolle und oftmals einzigartige Natur zu erleben.

Die Eggegebirgsregion mit ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt ist dafür prädestiniert. Bereits heute beherbergen die vorgeschlagenen[i] gut 12.000 ha Naturraum 14 Naturschutzgebiete, vier FFH-Gebiete, drei Wildnis Entwicklungsgebiete, zwei Natura-2000-Gebiete, ein Vogelschutzgebiet und eine Naturwaldzelle.[ii] Es ist an der Zeit, diesen Hot-Spot der Artenvielfalt als das, was er de facto bereits ist, als Großschutzgebiet von nationaler Bedeutung auszuweisen und damit nachhaltig seinen Fortbestand zu sichern. Ein solcher Schritt wäre ganz im Sinne der Beschlüsse der UNO[iii] und des nationalen Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU), die den großflächigen Erhalt intakter Ökosysteme dringend anmahnen und deren existentielle Bedeutung für die Menschheit betonen.[iv]

Die Eggegebirgsregion fällt ganz sicher in diese Forderungskulisse! Sie ist geprägt durch Wälder, Höhlen, Quellen, Bäche, Moore und Felsen. Diese Vielfalt an Lebensräumen bietet eine ideale Grundlage für eine Vielfalt an Lebensformen, für Biodiversität. Und diese gibt es in der Egge reichlich. Wir finden hier ausgedehnte Waldgebiete. Es dominieren besonders großflächige naturnahe Buchenwälder, für deren Schutz Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Zahlreiche Höhlen sind Lebensraum für bedeutende Fledermauspopulationen und seltene Insektenarten. Darunter auch der Fledermaus-Höhlenkäfer (Choleva septentrionis sokolowskii), dessen einzige bekannte Population weltweit in einer Höhle des Eggegebirges überlebt hat. Einzigartig ist der Blockschuttkorridor[v], ein ausgeprägtes gut 48 km langes Felsenband; ein großartiger Lebensraum für Wildkatzen, Sperlingskäuze, Mittelspechte, Amphibien und das extrem seltene Haselhuhn. Eindrucksvoll auch die facettenreiche Moosflora mit mehreren auf der Roten Liste stehenden bedrohten Arten. Dieser Blockschuttkorridor entlang des Osthanges mit seiner großen Zahl eingebetteter Quellen und Quelloberläufen und der Ausprägung von Wald- Felslebensräumen hat eine enorme Bedeutung im landesweiten Biotopverbund und hätte ein Alleinstellungsmerkmal in einem zukünftigen Nationalpark.

Am Eggegebirge sorgt Steigungsregen für ergiebige Niederschläge. Dadurch haben sich ausgedehnter Moorflächen mit ihrer eigenen Flora und Fauna entwickelt. Die vielen Quellen und Quelloberläufe, sowohl am Ost- als auch am Westhang, haben in dieser Dichte und Ausprägung landesweite Bedeutung. Das Eggegebirge ist eine Wasser- und Klimascheide. Hier ist der Übergang vom atlantischen Klima im Westen zu dem kontinentalen im Osten. Die unterschiedlichen Klimazonen führen auch zu unterschiedlichen Lebensbedingungen und damit zu jeweiligen Besonderheiten in der Flora und Fauna.

Dieser vielfältige Naturraum hat schon seit über einhundert Jahren eine große Bedeutung für den naturverträglichen Wander- und Erholungstourismus[vi], der sich auch ausgezeichnet mit den Zielen eines Nationalparks verträgt. Von Kurorten gesäumt und von Wanderwegen durchzogen sowie durch einige touristische Infrastrukturen am Rande bereichert, bietet er bereits heute beste Voraussetzungen für ein spannendes Naturerlebnis.

Lang über den Eggekamm (Eggeweg) führt der Europäische Fernwanderweg E1 von Palermo auf Sizilien bis zum Nordkap. Der 72 km lange Eggeweg ist der erste vom Deutschen Wanderverband mit dem renommierten Gütesiegel „Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnete Wanderweg. In der nördlichen Egge befindet sich bereits heute die wildnisnahe „Naturerbe Wanderwelt“. Am Rande der waldreichen südlichen Egge ist das Waldinformationszentrum des Landesbetriebes Wald und Holz mit einem ausgedehnten Wisent- und Rotwildgehege ein beliebtes Ziel für Urlauber und Tagesausflügler.

Ein Nationalpark Eggegebirge wird nicht nur über Generationen hinweg die Biodiversität in diesem wertvollen Lebensraum sichern, vielmehr auch für die Bewohner*innen der Anliegerkommunen die großartigen Naherholungsqualitäten erhalten und entwickeln. Es geht darum, ein einzigartiges Natur- und Kulturerbe für uns, unsere Kinder, Enkelkinder und hoffentlich noch zahlreiche weitere Generationen vital zu erhalten.

Dabei wird dieser Nationalpark Eggegebirge zugleich über Jahrhunderte der Atmosphäre deutliche Mengen Co2 entziehen und so wichtige nationale und internationale Klimaschutzziele unterstützen. Mehrere tausend Hektar der Gebietskulisse haben in den letzten Jahren durch Stürme und Borkenkäfer eine Kalamität erfahren. Aber genau diese Flächen werden in den kommenden Jahren eine Wachstumsexplosion und einen exponentiellen Anstieg der Artenvielfalt erfahren und über mehrere Jahrhunderte deutlich mehr CO2 binden, als durch natürliche Prozesse freigesetzt werden wird. Das gilt ebenso für zahlreiche frühere Moorflächen, die durch eine natürliche Wiedervernässung renaturiert und damit ebenfalls CO2 bindenwerden.

Die beste Zukunft für die Eggegebirgsregion liegt in einem Nationalpark!

Naturerbe schützen

Wälder, Moore, Heiden, Felsen, Höhlen, Quellen und Bäche bieten vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. In einem Nationalpark!

Natur erleben

Wandern in wilden Wäldern, einmaligen Felslandschaften, ungewöhnlichen Bachtälern und über weite Höhen. In einem Nationalpark!

Wildnis wagen

Neue Vielfalt ersetzt Monokulturen. Ein Beitrag zum Artenreichtum und auch zum Klimaschutz. In einem Nationalpark!

[i] Die landeseigenen Flächen in der Eggegebirgsregion

[ii] Wildnisstudie NRW 2022, NZO GmbH, Dr. Bockwinkel

[iii] Weltnaturgipfel in Montreal, im Dezember 2022

[iv] SRU – Empfehlungen für eine ökologische Transformation; Impulspapier Okt. 2021

[v] Große oftmals aufgetürmte Steinquader, die ganz besonders scheuen Tieren einen idealen Lebensraum bieten

[vi] Bereits im Jahr 1900 gründete sich in Altenbeken der Eggegebirgsverein mit seinen heute über 40 Abteilungen