In der Diskussion über einen Nationalpark Senne gibt es eine überraschende Wendung. Seit Juni steht ein Vorschlag zur Diskussion, als minimale Lösung nunmehr einen Nationalpark im Kreis Lippe zu errichten.
Den Anstoß dazu gab eine Pressemitteilung des Fördervereins anlässlich der Veröffentlichung von Plänen, einen „Nationalpark Siebengebirge“ zu schaffen.
In der Stellungnahme des Fördervereins dazu heißt es: Wenn im Siebengebirge ein Nationalpark von 4.500 ha Größe errichtet wird, sollte auch der Kreis Lippe überlegen, in seinem Bereich einen Nationalpark zu errichten. Denn allein im lippischen Teil des FFH-Gebiets Östlicher Teutoburger Wald und den angrenzenden Naturschutzgebieten haben wir eine Fläche von mehr als 4.200 ha, die nationalparkwürdig sind. Fachlich wäre das zu vertreten, da der direkt angrenzende Teil des Truppenübungsplatzes Senne mit seinen 11.300 ha spätestens nach Abzug des Militärs (entsprechend einem Landtagsbeschluss von 1991) dazu käme.
Der Landrat des Kreises Lippe griff die Idee auf, die dann mit Beschluss vom 18. Juni auch vom Kreistag Lippe bestärkt wurde. Dieser überraschende Alleingang, zu dessen wichtigster Triebkraft Landrat Friedel Heuwinkel geworden ist, hat gute Aussichten auf Erfolg, wenn die Prüfung des Vorhabens durch Experten ergibt, dass die fachlichen Voraussetzungen, insbesondere die unverzichtbaren Alleinstellungsmerkmale für einen Nationalpark in Lippe gegeben sind.
Aus der Sicht des Fördervereins wäre ein Nationalpark Lippe ein erster wichtiger Schritt zu einem Nationalpark Senne-Egggebirge. Der Weg dahin würde durch einen Nationalpark in Lippe nicht verbaut. Im Gegenteil. Zumindest Teilziele unseres Projekts könnten damit schon jetzt realisiert werden. Die 4.200 Hektar, die im Kreis Lippe als Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (FFH) ausgewiesen wurden, sind auch Teil der Fachkulisse des Fördervereins (nach Theodor Seraphim) und würden den höchsten Schutzstatus erhalten. Das wäre zu-gleich Schutz für zahlreiche bedrohte Arten wie Schwarzstorch und Wildkatze. Wenn die Landesregierung einen Nationalpark in Lippe nicht nur „hinnehmen“ würde, sondern wirklich unterstützen möchte, könnte sie auch die 2.500 Hektar Staatswald im Naturschutzgebiet Egge-Nord beisteuern. Zumindest der Einwand, ein auf Lippe begrenzter Nationalpark sei in der Fläche zu klein, wäre damit gegenstandslos.
Schließlich muss auch die Werbewirkung und Anziehungskraft bedacht werden, die der Nationalpark – wenn es ihn erstmal gibt – auf die Nachbarkreise haben kann. Zumindest längerfristig könnte sich damit auch eine kreisübergreifende Perspektive der Nationalparkentwicklung ergeben, die frei von bisherigen Interessenkollisionen ist.