Es ist damit zu rechnen, dass die Briten 2018 mit dem Abzug beginnen werden und der weitere Abzug Schritt für Schritt bis Ende 2019 erfolgen wird. Die Briten haben vermutlich bis 2020 Deutschland verlassen. Dabei werden sie ein großes Vakuum in Sachen Naturschutz hinterlassen, denn sie finanzieren heute im Truppenübungsplatz (TÜP) Senne die Offenlandpflege und nehmen große Rücksicht auf die wertvollen Lebensraumtypen, den „Hot Spot der Biodiversität“ in der Senne.
Trotz der Nutzung als TÜP haben es die Briten ermöglicht, dass sich eine großartige natürliche Vielfalt in einer einzigartigen, weitgehend unzerschnittenen Landschaft entwickeln und bewahren konnte. Das Gebiet ist von internationalem und europäischem Rang und als FFH- und Vogelschutzgebiet – Natura 2000 – seit Mai 2003 anerkannt. Der 1984 bundesweit erste gemeinsame Arbeitskreis (mit amtlichem und ehrenamtlichen Naturschutz, Briten und später der Bundesforsten und Bundes-Immobilienanstalt (BIMA)) „Militär und Naturschutz auf dem TÜP Senne“, der bis heute besteht, hat sehr positive Wirkung entfalten können. So sind im TÜP die typischen Landschaftsbilder und Lebensräume der Senne mit „Alter Heidelandschaft“, Sandtrockenrasen und Mooren und ca. 60% Waldanteil, in teilweise ursprünglichem und relativ gutem Erhaltungszustand. Die Waldflächen werden allerdings heute zu intensiv genutzt. Es droht die Gefahr, dass wertbestimmende Lebensraumtypen für den Wald verloren gehen. Bei schonender Behandlung lassen sie sich aber zur „Neuen Wildnis“ unter Erhalt der heutigen wertvollen Offenlandflächen entwickeln. Die heute vorgestellten Gutachten enthalten die entsprechenden Informationen.
[yellow_box]Die vorgestellten Materialien zum Download: Broschüre Naturerbe Senne, Gutachten Prozessschutzflächen für den Wald TÜP Senne sowie die Machbarkeitsstudie Schutzflächenmanagement TÜP Senne.[/yellow_box]
Um den effektiven Schutz und die notwendigen naturschutzfachlichen Maßnahmen schon heute während des laufenden Betriebes zu initiieren, hat der Förderverein zum einen vorgeschlagen, den TÜP Senne in das „Nationale Naturerbe“ aufzunehmen. Die Aufnahme in das Nationales Naturerbe wäre ein wichtiger und notwendiger Schritt zur dauerhaften Verwirklichung der Biodiversitätsstrategie in unserer Heimat, der Region Ostwestfalen-Lippe sowie ein wichtiges Signal für den Naturschutz in der Region! Zum anderen könnte damit ein exzellenter Beitrag zur verpflichtenden „Strategie zur vorbildlichen Berücksichtigung von Biodiversitätsbelangen für alle Flächen des Bundes“, wie vom Bundeskabinett 2016 beschlossen, gerade auch in der Entwicklung der Waldlebensräume hier in der Senne, geleistet werden.
Prof. Dr. Klaus Töpfer sagt dazu in dem Vorwort der Broschüre: „Die vom Bundeskabinett beschlossene Strategie (…) kann mit der Senne eine sehr verbindliche Umsetzung finden“. Der Förderverein hat dazu zwei fachwissenschaftliche Gutachten mit Unterstützung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) und der Stiftung für die Natur Ravensberg erstellen lassen und in einer Broschüre „Naturerbe Senne“ zusammengestellt.
Herr Dr. Günter Bockwinkel von der NZO GmbH Bielefeld, ein ausgewiesener Sennekenner, stellte im Rahmen der Pressekonferenz kurz die wichtigsten Erkenntnisse vor sowie die Forderungen, die sich daraus ergeben. Die Gutachten werden u.a. den mit der Senne befassten Fachinstitutionen und Behörden, wie dem Bundesamt für Naturschutz, Bundesumweltministerin, Naturschutzabteilung der BIMA, Landesumweltministerium, der Bezirksregierung Detmold, dem LANUV etc. zur Verfügung gestellt und um aktive Mitwirkung gebeten. Frau von Voithenberg und Herr Prof. Trillmich sind sich einig: „Bei unseren Bemühungen um die Anerkennung der Senne als Nationales Naturerbe, als ersten Schritt zu einem späteren Nationalpark, verfolgen wir das Ziel, diesen besonders wertvollen Naturraum zu erhalten, nachhaltigen Tourismus zu ermöglichen und zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region zu entwickeln“.
Der Förderverein und der ehrenamtliche Naturschutz, der sich für diese Ziele in der Senne einsetzt, werden in ihrer Arbeit von Prof. Dr. Klaus Töpfer ermunternd begleitet.