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Rundbrief 4

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

Der Bericht des Vorstandes auf der Mitgliederversammlung hat zugleich Rückblick und Ausblick zu sein. Ich will mich hier nicht mit dem vergangenen Jahr, das wohl auch aus dem Blickwinkel von Skeptikern erfolgreich verlaufen ist, befassen, sondern auf die strategischen Ziele, die kurz- und mittelfristig verfolgt werden müssen, so eingehen, wie sie auf der Versammlung dargestellt wurden.
Für den Vorstand ist es eine vordringliche Aufgabe, mit den Anrainergemeinden ins Gespräch zu kommen, um deren spezifische Interessen kennen zu lernen und möglichst eine gemeinsame Konzeption für den »Tag X«, nämlich das Ende der militärischen Nutzung des Truppenübungsplatzes zu entwickeln. Für die Gemeinden würde das Ende der militärischen Nutzung zu einem weder von ihnen noch von uns zu beeinflussenden Zeitpunkt mit schwerwiegenden Folgen verbunden sein. Nicht nur, dass Arbeitsplätze verloren gingen, auch das Vakuum, das durch leerstehende Kasernen entstehen würde, muss rechtzeitig bedacht werden.
Der Förderverein will nicht gegen die Interessen der Anrainergemeinden agieren, das Gegenteil ist der Fall, denn die Interessenlage ist weitgehend eine übereinstimmende. Es ist also eine Herausforderung, eine gemeinsame Konzeption zu entwickeln und Berührungsängste, so solche überhaupt noch vorhanden sind, abzubauen.
Die Gemeinden werden sich wie wir vorstellen können, was geschehen würde, wenn das Gebiet – über eine Zeit von gegebenenfalls sogar Jahren – dem Ansturm beliebiger Touristenmassen und der Begehrlichkeit auf anderweitige Nutzung der frei gewordenen Flächen überlassen würde. Es muss das Bewusstsein der Anrainergemeinden für die Chancen geschärft werden: Unzersiedelte Landschaft ist ein Pfund, mit dem es zu wuchern gilt. Der Vorstand hat Anhaltspunkte dafür, dass in den Anrainergemeinden die Forderung des Fördervereins zunehmend auf Verständnis stößt, jetzt mit dem Entwurf eines Nationalpark-Konzeptes und einer -Verordnung zu beginnen.
Ein weiterer wichtiger Schritt des Vorstandes muss sein, schon in naher Zukunft eine Untersuchung in Auftrag zu geben, die sich mit den wirtschaftlichen Chancen befasst, die der Entstehung eines Nationalparks immanent sind.
Während ein solches Vorhaben zur Mitgliederversammlung noch wenig Konturen besaß, weil es noch nicht gelungen war, einen geeigneten Wissenschaftler zu finden, konnten inzwischen erste Gespräche für ein entsprechendes Forschungsprojekt geführt werden.
Dieses Projekt könnte unter dem Titel »Zukunftsfähige Region Senne« durchgeführt werden und sich mit der Regionalentwicklung durch Naturschutz in der Senneregion befassen. Das Forschungsprojekt müsste die ökonomischen, sozialen und ökologischen Entwicklungsperspektiven für die Senneregion auf der Basis der Errichtung eines Nationalparks in einer breit angelegten Untersuchung darstellen.
Die Ergebnisse eines solchen Forschungsprojektes wären auch ein wichtiger Beitrag für die Entscheidungsfindung der Anrainergemeinden, die gebeten werden sollten, das Projekt zu begleiten.
Die Finanzierung des Forschungsprojektes kann nur mit Hilfe von Stiftungsmitteln gelingen. Hierzu sind erste Überlegungen angestellt worden. Der Vorstand wird darüber berichten, sobald die Anschubfinanzierung sichergestellt ist.
Der Vorstand wird auch in den nächsten Monaten seine begonnenen Initiativen fortsetzen, um Einfluss auf die Novellierung sowohl des Bundesnaturschutzgesetzes als auch des Landschaftsgesetzes von Nordrhein-Westfalen zu nehmen.
In der Verwaltungsgerichtsbarkeit hat sich nämlich in Anlehnung an die jetzt vorhandenen Gesetzestexte die Auffassung durchgesetzt, dass nationalparkfähig nur solche Gebiete sind, die »sich in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden«. Dabei haben die Verwaltungsgerichte verkannt, dass es solche Gebiete in der Bundesrepublik praktisch nicht gibt. Was wir heute als Natur empfinden, ist fast ausschließlich Kulturlandschaft, befindet sich also in einem von Menschen beeinflussten Zustand.
Hier sind Bund und Länder gefordert, die Gesetze entsprechend auszuformen und zu bestimmen, dass Nationalparke solche Gebiete sind, die der Erhaltung, der Entwicklung oder der Wiederherstellung naturnaher Ökosysteme dienen. Denkbar wäre auch eine Formulierung, wonach zu Nationalparken solche Gebiet erklärt werden können, die sich in einem von Menschen, insbesondere durch Siedlungstätigkeit oder Verkehrswege nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder in einen solchen Zustand entwickelt werden können. Das heißt, dass der Entwicklungsgedanke gesetzlich abgesichert und konkretisiert werden muss.
Die Initiativen, die unter aktiver Mitwirkung des Verwaltungsrechtlers Prof. Dr. Martin Stock, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates und ständiger Berater des Vorstandes des Fördervereins, entwickelt wurden, haben zu positiven Rückmeldungen aus Berlin und Düsseldorf geführt. Der Vorstand erwartet mit Spannung und der in solchen Bereichen unerlässlichen Geduld – jedoch nicht tatenlos – die weitere Entwicklung.
Ich danke Ihnen erneut für Ihre Mitarbeit, Unterstützung und selbstverständlich auch für Ihre Spenden und wünsche uns allen gemeinsam eine erfolgreiche weitere Arbeit im Förderverein,

mit freundlichen Grüßen

Dietmar Stratenwerth (Vorsitzender)

Eine kleine Erfolgsgeschichte: Bericht über die Mitgliederversammlung 2000

Die sehr gut besuchte Mitgliederversammlung am 27. Mai im Stukenbrocker Forellkrug konnte sich davon überzeugen, dass die bisherige Arbeit unseres Vereins durchaus schon eine Erfolgsgeschichte ist. Der Vorsitzende Dietmar Stratenwerth berichtete über Gespräche des Vorstands u. a. mit dem Bundesamt für Naturschutz, den SPD-Landtagsabgeordneten aus Ostwestfalen (der sog. »Teutonenriege«) und der Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Brigitte Schulte. Dabei ging es um die Möglichkeit, Gebiete eines künftigen Nationalparks Senne in des Bundesprogramm »Großschutzprojekte von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung« einzubeziehen und um die Trägerschaft für ein solches Projekt, um die Novellierung des Landschaftsgesetzes von NRW, um Initiativen für einen Errichtungsbeschluss zum NPS sowie um die Perspektiven der weiteren militärischen Nutzung des Truppenübungsplatzes. Das Bundesamt für Naturschutz hat zugesagt, jetzt in eine genaue Prüfung unseres Vorhabens und seiner finanziellen Förderung einzutreten.
Erreicht wurde dies insbesondere auch durch die sachkundige Arbeit unseres Wissenschaftlichen Beirats, der die besondere Schutzwürdigkeit des in Betracht kommenden Sennegebiets detailliert belegen konnte. Der Beiratsvorsitzende Dr. Seraphim berichtete u. a. über Untersuchungen zur vorläufigen Abgrenzung einer Gebietskulisse für den Nationalpark Senne. Ergebnis: statt 12.000 ha kann eine Fläche von 16.000 ha in Betracht gezogen werden. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Sossinka und Herrn Wächter ermittelt derzeit die für eine Kernzone des Nationalparks geeigneten Flächen, sowie Bereiche mit öffentlichem Zugang und Anschlüsse von Umgebungsflächen.
In der Diskussion der Rechenschaftsberichte wurde vorgeschlagen, die Öffentlichkeit verstärkt über Auswirkungen eines Nationalparks Senne auf den Naturschutz, auf Tourismus und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu informieren.
Auch organisatorisch wurde der Förderverein gestärkt: Die Zahl der regulären und fördernden Mitglieder stieg von 144 auf 171, die der institutionellen Mitglieder von 17 auf 21 (Stand: 31. Dezember 1999).
Wegen der Währungsumstellung auf Euro musste die Beitragsordnung geändert werden. Die Mindesthöhe des Jahresbeitrags für Mitglieder wurde ab 1.Januar 2002 auf 10 €, die der institutionellen Mitglieder auf 25 festgelegt.
Der Vorstand wurde weitgehend in seiner bisherigen Besetzung ohne Gegenstimmen wiedergewählt. Weil der bisherige Geschäftsführer, Dr. Ralf Becker, aus beruflichen Gründen die Region verlässt, wurde als sein Nachfolger Dr. Ingo Hahn aus Bielefeld gewählt. Neu im Vorstand ist der frühere Bundestagsabgeordnete Dieter Heistermann.
Außerhalb der Tagesordnung stellt Dr. Harteisen der Versammlung seine Forschungsergebnisse zur Geschichte der Senne als Kulturlandschaft vor. Inzwischen sind diese auch als Buch erhältlich.

Wissenschaftlicher Beirat

Der Beirat des Fördervereins hat sich in den Sommermonaten 2000 in den hierfür gebildeten speziellen Arbeitsgruppen mit den besonders sensiblen Kernbereichen des Nationalparks, den möglichen Zugängen zum Nationalpark, mit juristischen Fragen der Ausweisung und mit der Kultur- und Landschaftsgeschichte der Gebietskulisse befasst.
Es ist vorgesehen, über die dann vorliegenden Ergebnisse im nächsten Rundbrief zu berichten.

Vorstandsmitglieder

Auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins am 27. Mai 2000 wurden gewählt:
Vorsitzender: Dietmar Stratenwerth, Bielefeld;
Stellvertretende Vorsitzende: Maria Grüntgens, Schlangen; Prof. Dr. Karl A. Otto, Bielefeld;
Geschäftsführer: Dr. Ingo Hahn, Bielefeld
Schatzmeister: Dirk v.Kügelgen, Lage-Hörste;
Beisitzerinnen/Beisitzer: Hubert Beringmeier, Hövelhof; Dr. Dietrich Bley, Bielefeld; Gerhard Brechmann, Stukenbrock; Dieter Heistermann, Beverungen Harald Kleidt, Paderborn; Heinz Kriete, Schlangen; Dr. med. Rudolf Lubek,Paderborn; Jürgen Vollmar, Stukenbrock;
Rechnungsprüfer: MdL Helga Gießelmann, Bielefeld; Franz-Josef Koch, Schlangen.
Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats ist berufenes Vorstandsmitglied: Dr. Ernst Th. Seraphim, Paderborn

Neuerscheinung: Schriftenreihe des Fördervereins

Als erster Band einer vom Förderverein herausgegebenen Schriftenreihe erschien: Dr. R. (Dave) Lubek, »Die Bedeutung des Biotopschutzes der Spezies Mensch aus der Sicht eines Arztes«.
Die Broschüre wird an Mitglieder kostenfrei abgegeben (bitte 3 DM in Briefmarken mit der Bestellung senden), der Preis (Schutzgebühr) im Handel beträgt 10 DM zuzüglich Versandkosten.

Senne-Informationszentrum

Als Beitrag zur Weltausstellung EXPO 2000 wurde am 26. Juni im Rahmen der »Expo-Initiative Ost-Westfalen-Lippe« in Bad Lippspringe im Prinzenpalais (direkt im Arminiuspark unweit der Lippe-Quelle gelegen: Arminiuspark 11, 33175 Bad Lippspringe) ein Informations- und Dokumentationszentrum »Naturschutz und Militär auf dem Truppenübungsplatz Senne« eröffnet.
Das Zentrum ermöglicht interessante Einblicke in die ökologisch hochwertige Arten- und Lebensraumvielfalt des Truppenübungsplatzes Senne, die der Öffentlichkeit aufgrund des militärischen Übungsbetriebes normalerweise nicht zugänglich ist. Zudem dokumentiert das Zentrum eine vorbildliche und erfolgreiche – und bisher einzigartige – Zusammenarbeit zwischen dem Britischen Militär als Nutzer des Truppenübungsplatzes, dem ehrenamtlichen und dem amtlichen Naturschutz sowie dem Vertreter des Eigentümers des Platzes, dem Bundesvermögenssamt mit dem Bundesforstamt Senne.
In einer interaktiven und multimedialen Ausstellung wird das Thema »Naturschutz und Militär auf dem Truppenübungsplatz Senne« vielseitig präsentiert. Das Themenspektrum erstreckt sich von der Geologie der Senne und der Geschichte der kulturhistorischen Landnutzung über die militärische Nutzung des Truppenübungsplatzes Senne und die Ökologie der Senne bis hin zu den Zukunftsaussichten des Naturschutzes.
Die direkte Begegnung mit der Natur wird im Rahmen eines umfangreichen Begleitprogramms ermöglicht. Hierzu werden Workshops, Exkursionen, Vorträge etc. angeboten.
Als Projektbestandteil ermöglicht der »Senne-Parcours Hövelhof«, regionale Sehenswürdigkeiten aus Kultur und Natur der Sennelandschaft von Hövelhof bis nach Bad Lippspringe mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß zu entdecken und kennen zu lernen.

Termine – Veranstaltungen – Literaturhinweise

Biologische Station Paderborner Land / ALA e.V.: Birkenallee 2, 33129 Delbrück-Ostenland, TEL (05250) 9834-0:
Sonntag, 27. August: ab 11.00 Uhr: Heideblütenfest in der Heidschnuckenschäferei mit Kutschfahrten in die Senne
Sonnabend, 9. September ab 13.00 Uhr: Kutschfahrten durch die Senne; ca. 4 Stunden, Preis: 30 DM
Donnerstag, 7. Dezember 19.00 Uhr: Forstwirtschaft – Jagd – Naturschutz auf dem Truppenübungsplatz Senne, Vortrag von Herrn W.-Chr. Delius
GNS Geschäftsstelle: Hauptstraße 20, 33758 Schloss Holte – Stukenbrock, TEL (05207) 57 77:
Sonnabend, 2. September: ab 13.00 Uhr: Sommerfest und Umweltmarkt zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins
Freitag., 8. September: ab 21.00 Uhr: Fledermausexkursion (ca. 2 Stunden. ab Geschäftsstelle), Leitung: Dieter Hülshoff
Gemeinde Hövelhof; Verkehrsverein: Schlosstraße 14, 33161 Hövelhof, TEL (05257) 50 09-0/-57/-64:
Senne-Parcours im Rahmen der EXPO 2000: täglich, Informationen über den Verkehrsverein Hövelhof

Kartentip

Senne – Die Natur mit dem Rad erleben«; 8 Radwanderrouten durch die Senne mit vielen Interessanten Informationen für Rad- und Naturfreunde, ISBN 3-9803990-1-X; im Buchhandel und bei Verkehrsvereinen

Mitgliedsbeitrag ab 2002

Der Beschluss der Mitgliederversammlung zur Anpassung des Beitrags an die Umstellung auf den Euro lautet:
»Ab 1. Januar 2002 beträgt die Mindesthöhe des Jahresbeitrags für Mitglieder 10,00 € und somit für den Förderbeitrag mindestens 20,00 €. Die Mindesthöhe des Jahresbeitrags für institutionelle Mitglieder wird auf 25,00 € festgelegt. Der Einzug im Lastschriftverfahren erfolgt auf Euro-Basis«.

Spendenaufruf 2000

Spenden sind wichtig, denn allein die Jahres-Mitgliedsbeiträge reichen nicht aus, die Ziele und Vorhaben des Fördervereins zu verwirklichen.
Wir danken allen, die sich entschlossen haben, unsere Arbeit mit einer regelmäßigen jährlichen Spende zu unterstützen – und wir rufen auch in diesem Jahr alle Mitglieder und Interessenten auf, es ihnen gleich zu tun.
Nutzen Sie den beiliegenden Einzahlungsschein oder überweisen Sie ihre Spende direkt an das Spendenkonto. Die Spenden können steuerlich geltend gemacht werden, wir werden wird die Bescheinigung unmittelbar nach Erhalt der Spende senden.
Wenn Sie sich entschließen, regelmäßig einmal im Jahr einen festen Betrag zu spenden, können Sie uns dafür eine Einzugsermächtigung senden.

Satzung

Die Satzung des Fördervereins wird jederzeit zugesandt. Wir bitten, einen adressierten und mit 2,20 DM frankierten Umschlag der Nachfrage beizulegen.

Mitglieder werben

Zum 31. Dezember 1999 gehörten dem Förderverein 192 Mitglieder, fördernde und institutionelle Mitglieder an. Der Vorstand freut sich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen, auf neue Ideen und auf engagierte Unterstützung bei der Verwirklichung der Ziele und Vorhaben des Fördervereins.
Viele weitere Mitglieder sind nötig, dem Verein eine noch kräftigere Stimme zu verleihen, wenn es um die Errichtung des Nationalparks Senne geht. Wer will werben? Wir setzen keine »Prämie« aus, allein die größeren Möglichkeiten und Arbeitsfelder des Fördervereins können ein Spiegel der wachsenden Mitgliederzahl sein und damit auch ein Dank für Ihr Engagement. Gerne senden wir das Informationsprospekt über den Förderverein – auch mehrere Exemplare, wenn Sie es in Ihrem Bereich auslegen wollen – damit er genutzt werden kann, neue Mitglieder und Spender zu gewinnen.

Buchtip

Harteisen, U.: Die Senne – Eine historisch-ökologische Landschaftsanalyse als Planungsinstrument im Naturschutz; Schriftenreihe der Geographischen Kommission für Westfalen – Landschafts-Verband Westfalen-Lippe; ISBN 3-87023-165-3

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