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Geologie, Wasser & Klima

© Marion Wessels

Die Geologie des Eggegebirges

Das lang gezogene Eggegebirge liegt zwischen dem Südostende des Teutoburger Waldes und dem nördlichen Ende des Sauerlands. Der über 70 km lange und etwa 400 Meter hohe Hauptkamm des Mittelgebirges bildet auch einen Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide. Das Wasser der meisten Bäche der Ostseite des Kamms fließt über Emmer und Nethe in die Weser. Fast alle Bäche der Westseite des Kamms entwässern über die Lippe in den Rhein.

Die heutigen Buchenwälder der Egge wachsen auf einer Schicht von Turon-Kalken, die im gleichnamigen Abschnitt der oberen Kreidezeit vor rund 80 bis 100 Millionen Jahren auf dem Grund des damals an dieser Stelle existierenden riesigen Flachmeeres abgelagert wurden.
Der Kalk besteht aus Skelettresten unzähliger Einzeller, Muscheln und Schnecken, deren Überreste über Millionen Jahre auf den Grund des Kreidemeeres sanken. Durch spätere geologische Auffaltung des Gesteins entstand im Verlauf von weiteren Jahrmillionen der Höhenzug des Eggegebirges und der umgebende Wald.

Am Wegesrand finden sich vielfach Buchen, die ihre Wurzeln in den zerklüfteten Kalkstein krallen. Im Wald dagegen ist die Bodendecke oft nur wenige Zentimeter dick. Weil die dünne Bodendecke auf klüftigen Kalk liegt, ist ihre Wasserspeicherkapazität nur gering. Das Wasser versickert nämlich so schnell durch den Kalkstein, dass es für die meisten Pflanzen nur kurze Zeit verfügbar ist. Deshalb versuchen einige Arten, an erster Stelle die Buche, ihre Wurzeln durch die Spalten und Ritzen der Kalklagen tief hinunter in das wasserführende Lückensystem zu senken.
Früher wurden die Kalk- und Sandsteinberge der Egge als Steinbrüche genutzt. Noch heute sind etliche kleine, stillgelegte Steinbrüche erhalten, die langsam von der Natur zurückerobert werden. In ihnen finden sich zahlreiche zum Teil stark gefährdete und daher streng geschützte Pflanzen- und Tierarten.

Tief in den Spalten und Klüften kahler Kalkwände beispielsweise hängen tagsüber gut versteckt Fledermäuse. Im zurückgebliebenen lückigem Abraum vor den Steinbruchwänden verstecken sich Blindschleichen, Kröten und wirbellose Tiere, die erst im Schutze der Dämmerung oder der Nacht aktiv werden. In ihren Verstecken sind die sicher vor den Nachstellungen von Beutegreifern und Störungen.
Manchmal richten sich Eulen wie Wald- und Raufußkauz oder der mächtige Uhu, aber auch räuberische Säugetiere wie Baum- und Steinmarder in Steinbrüchen häuslich ein. Sehr selten ist auch die stark bedrohte Wildkatze zu beobachten.

Auch botanisch sind die Kalksteinbrüche interessant, denn in ihnen siedeln sich mit der zeit zahlreiche kalkliebende und oft auch an besonders trockene Standorte angepasste Pflanzen an. Zu den Erstbesiedlern gehören meist Moose und Farne, die auch auf kleinsten Felsvorsprüngen Raum zum Keimen finden.

Wasser der Egge - Immer direkt an der Quelle

Das Eggegebirge wirkt bei der vorherrschenden Südwest-Windrichtung wie ein regelrechter Regenfänger. Bis über 1200 mm Niederschläge werden am Gebirgskamm als Steigungsregen aus der vom Atlantik kommenden feuchten Luft gekämmt. Und das hat bedeutende Folgen für das Klima und die Lebensräume der Egge.

In Mulden und Senken sammelt sich das Regenwasser, die Böden saugen sich voll wie ein Schwamm. Aber trotzdem gibt es durch die ergiebigen Niederschläge einen großen Wasserüberschuss. Und da der Felsuntergrund in der Egge von Spalten und Klüften durchzogen ist, versickern große Regenmengen sehr schnell im Untergrund. Dort fließen die Wassermengen unterirdisch von den Kammlagen in östliche und westliche Richtung, bis sie in einer Vielzahl von Quellen wieder zutage treten.

Im Quellenkataster des Landes NRW sind allein im Eggegebirge innerhalb der Staatswaldflächen ca. 140 Quellen verzeichnet. Dabei handelt es sich nur um die relativ größeren Quellen. Rechnet man auch die zahlreichen kleinen und kleinsten Quellen dazu, dürfte die Anzahl eher drei- bis viermal so hoch sein.

Es ist aber nicht nur die große Anzahl der Quellen, sondern die Vielfalt der Strukturen, die ausgesprochen wichtig für die Quellen und die anschließenden Gewässerabschnitte, die Quelloberläufe, ist. Zum einen gibt es Kluft- oder Spaltenquellen, die direkt aus Lücken im Felsuntergrund austreten. Ihr Wasser stürzt oftmals steile Felswände hinab. Zum anderen gibt es Schicht- und Sickerquellen, bei denen der Wasseraustritt über einer wasserstauenden Schicht erfolgt. Solche Quellen befeuchten meistens größere Flächen. Oft sind entlang der stauenden Schichten regelrechte Quellhorizonte ausgebildet, bei denen sich Dutzende von Quellen wie die Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen.

Außerdem ist für die Charakteristik einer Quelle entscheidend, aus welcher Gesteinsart sie gespeist wird. In der Egge sind es zum einen Sandsteinschichten und zum anderen unterschiedliche Kalksteinformationen. Besonders die im Kalkgestein liegenden Quellen bilden äußerst interessante Lebensräume. Das Wasser löst beim Durchfließen des Kalksteins nach und nach den Kalk auf. Es entstehen Löcher, Klüfte und sogar Höhlen. Man bezeichnet diesen Vorgang als Verkarstung.

Typische große Karstquellen finden wir beispielsweise an der Alme, der Pader, der Lippe und der Heder. Die Quellen im Eggegebirge sind dagegen aber viel kleiner und bieten deutlich geringere Wasserschüttungen.

Tritt das Wasser in den sog. Karstquellen wieder aus, kann der gelöste Kalk unter Sauerstoffeinfluss ausgefällt werden. Er lagert sich dann oft in der Quelle und im Quelloberlauf auf Moosen, Blättern und Steinen als hellgelbe oder blaugrüne, bröckelige Schicht (Kalktuff) ab. Das nennt man Versinterung. Dabei können im Laufe der Zeit dicke Schichten und regelrechte Sinterterrassen aus Kalktuff entstehen. Aufgrund ihrer Seltenheit, ihrer Empfindlichkeit und Ausprägung sind solche Kalktuffquellen europaweit ganz besonders geschützt.

Die Quellen des Eggegebirges sind äußerst wertvolle Lebensräume für charakteristische Arten. Markant sind z. B. die Feuersalamander, deren Larven häufig in Quelloberläufen zu finden sind. Auch die Gestreifte Quelljungfer, deren Larven mehrere Jahre in den Quellen leben, pflanzt sich in der Egge noch an vielen Quellbächen fort. Und Bachflohkrebse zersetzen in individuenreichen Beständen Falllaub in den Gewässern.

Viele Karstquellen fallen im Sommerhalbjahr regelmäßig trocken. Typische Bewohner dieser Quellen sind daran angepasst. Zu nennen ist hier beispielsweise die Quellköcherfliege, deren Larven sich bei Trockenheit tief in Spalten im Untergrund zurückziehen und so die Trockenphase überstehen.

Ein weiterer bemerkenswerter Spezialist ist der Alpenstrudelwurm, der im Eggegebirge zahlreiche kühle und sauerstoffreiche Quellen besiedelt. Er kann nur bei Temperaturen unter 15 °C überleben und gilt in Nordwestdeutschland als Eiszeitrelikt. Er konnte nur in geeigneten Quellen seit der letzten Eiszeit überleben. Seine Nahrung besteht v. a. aus Bachflohkrebsen. Er selbst wird von Steinfliegen gefressen.

Alle Quellen sind sehr empfindlich gegen Verschmutzungen und Veränderungen, wie sie beispielsweise beim Durchfahren mit großen Maschinen auftreten können. Die Quellen der Egge sind ein großartiger Naturschatz, der am besten in einem Nationalpark bewahrt werden könnte.

Klima der Egge

Klimatisch ist die Egge ein Übergangsraum der beiden großen Klimazonen, des atlantischen und kontinentalen Klimabereiches. Die Vorberge der Egge und der Egge-Westhang mit einem gehäuften Vorkommen der Stechpalme (Ilex aquifolium) gehören noch zum atlantischen Klimabereich mit mäßig warmen Sommern und milden Wintern. Demgegenüber tragen der Egge-Osthang und weite Teile der Süd-Egge bereits kontinentalere Züge mit deutlich mehr winterlichen Frosttagen, einer geringeren mittleren Jahrestemperatur und geringeren Niederschlagsmengen. Diese klimatischen Unterschiede zwischen West- und Osthang sind in unserer Region ein Alleinstellungsmerkmal der Egge und führen zu Besonderheiten der Vegetation und der Fauna. So findet z. B. die atlantische Verbreitung des Steinkauzes am Fuß von Egge und Teutoburger Wald ihre Grenze.
Auf dem Eggekamm treten noch weitere wichtige Klimaphänomene hinzu. Da das Eggegebirge die vom Atlantik herangeführte Luftmassen staut und diese dort zum Aufsteigen zwingt, erhöht sich die Windgeschwindigkeit im Kammbereich erheblich und die Luft kühlt sich ab. Die Folge sind Wolkennebel und hohe Niederschläge, die gemeinsam mit Starkwinden zu einer besonderen Rauigkeit des Klimas auf dem Egge-Höhenzug führen: die dort vorkommenden Pflanzen zeugen von diesem Effekt.
Während die Egge-Vorberge der Hügellandstufe zuzuordnen sind, ist die Kammzone der Egge trotz ihrer geringen Höhe (ca. 420 m ü. NN) bereits der Bergwaldstufe zuzuordnen, die regulär bei 500 -700 m ü. NN liegt. Entsprechend bietet die Egge einer ungewöhnlichen Vielzahl von Bergwald-Pflanzen und Waldgesellschaften eine Heimat. Anstelle eines Hainsimsen-Buchenwaldes gewinnt hier die Eiche an Bedeutung, vergesellschaftet mit Eberesche und Birke, sowie eine Bodensäure anzeigende Krautschicht mit Pflanzen der Bergwaldstufe (Drahtschmiele, Besenheide, Zwiebelzahnwurz, Salbei-Gamander).