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Höhlen & Meere

© Günter Bockwinkel

Die Höhlen des Eggegebirges – Lebensraum für seltene Bewohner

Das Eggegebirge und sein Vorland besitzen zahlreiche landschaftliche Eigenarten, die die Region eindeutig und nachgewiesenermaßen als nationalparkwürdig ausweisen. Da ist zum einen die bekannte Vielfalt der Buchenwälder, der Quellen und Bäche, der Felsen und der Moore, die ihren Wert bestimmt. Andererseits die weit weniger bekannten Lebensräume der Höhlen und Felsen. Diese Höhlen und ihre Bewohner sind gesetzlich geschützt (§ 42 Landesnaturschutzgesetz NRW).

Die Höhlenkunde definiert Höhlen als natürlich entstandene Hohlformen im Gestein mit einer Ganglänge von mindestens 5 Metern, die vom Menschen (auch kriechend) „befahren“ werden können. Die Entstehung solcher Höhlen im Eggegebirge kam durch tektonische Bewegung, chemische und mechanische Verwitterung oder eine Kombination dieser Einflüsse zustande.

Das Eggegebirge mit seinem Vorland bietet keine großen Schauhöhlen wie der Harz oder die Schwäbische Alb. Typisch sind zahlreiche kleine und wenige mittelgroße Höhlen mit Ganglängen von mehr als 50 Metern. Die Hohlsteinhöhle und die Höhle von Grundsteinheim gehören zu den bekannteren mittelgroßen Höhlen, kleine Höhlen wie das Eisenloch oder die Hirschhöhle z. B. sind eher unbekannt.

Die Höhlenbewohner lassen sich in drei Klassen unterscheiden: 

  • Tiere, die nur zufällig hineingeraten.

Sie besitzen keine Anpassungen an diesen Lebensraum und sind dort, wenn sie nicht wieder hinausfinden, nicht überlebensfähig. So findet man in schachtartigen Höhlen zum Beispiel immer wieder Knochen hineingefallener Füchse oder Dachse.

  • Tiere, die ausschließlich in Höhlen leben und auf diesen Lebensraum spezialisiert sind. 

Sie sind außerhalb in der Regel nicht überlebensfähig. Hierzu gehört der Fledermaus-Höhlenkäfer (Choleva septentrionis sokolowskii). Er kommt weltweit nur in der Hohlsteinhöhle und einer benachbarten Höhle vor. Er ist wohl eine Unterart der heute noch in Skandinavien oberirdisch lebenden Käferart Choleva septentrionis, die hier bei uns nach der letzten Eiszeit in den Höhlen überlebt und eigenständige Populationen aufgebaut hat. Die Käfer ernähren sich von Fledermauskot oder tot herabgefallenen Fledermäusen.

  • Tiere, die Höhlen regelmäßig als Habitat nutzen oder sogar zeitweise darauf angewiesen sind. 

Sie besitzen spezielle Anpassungen für ihren Höhlenaufenthalt. Hierzu gehört die Große Höhlenspinne (Meta menardi). Sie ist weit verbreitet und lebt bevorzugt im Eingangs- und Übergangsbereich der Höhle an Wand oder Decke. Charakteristisch ist ein 2-3 cm großer an einem Fadenstrang aufgehängter Kokon. Er umhüllt die Eier und später die Jungspinnen, die vom Spinnenweibchen bewacht werden.

Ebenso nutzt die Zackeneule (Scoliopteryx libatrix) den Lebensraum Höhle. Sie ist ein 4 - 4,5 cm großer Nachtfalter, der regelmäßig in natürlichen aber auch in künstlichen Höhlen überwintert. In der Regel gibt es zwei Generationen pro Jahr, wovon die 2. Generation als fertiges Insekt überwintert. Die gezackten und charakteristisch gezeichneten Vorderflügel machen sie unverwechselbar.

Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) kann wie andere heimische Schwanzlurche (z. B. Molche) ebenfalls unter Steinen und Laub in Höhlen überwinternd gefunden werden. Anders als sein weiter entfernter Verwandter, der Grottenolm, verbringt der Feuersalamander den größten Teil des Jahres außerhalb von Höhlen hier bei uns bevorzugt in Laub- bzw. Buchenwäldern.

Die wohl markantesten Höhlenbewohner sind die Fledermäuse. Für die meisten der in Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind Höhlen, Stollen und andere unterirdische Quartiere überlebenswichtig für die Überwinterung. Die dort herrschenden konstant niedrigen Temperaturen, die hohe Luftfeuchtigkeit und der Schutz vor Fressfeinden ermöglichen den Fledermäusen die Überdauerung der weitgehend insektenlosen Zeit im Winter. Ihre ausgeklügelten Fähigkeiten der Temperatur- und Stoffwechselregulierung und das Anlegen von Fettreserven sind sehr spezielle Anpassungen an ihren Lebenszyklus mit einem durch Wachphasen unterbrochenen Winterschlaf.

Das Große Mausohr, eine unserer größten Fledermausarten, ist sehr stark von Höhlen, Stollen oder auch größeren Felsspalten als Winterquartier abhängig. Aus der Hohlsteinhöhle sind Gruppen aus 100 oder mehr eng an eng hängenden Individuen bekannt. Andere Arten wie die Bartfledermaus hängen oft allein oder zwängen sich in kleine Spalten hinein. Das Braune Langohr legt beim Winterschlaf seine langen zarten und damit trocken- und frostempfindlichen Ohren geschützt unter die Flügel. Zu sehen ist dann nur noch der Tragus (Ohrdeckel).

Die Schutzwürdigkeit des Lebensraums Höhle ist seit vielen Jahrzehnten auch bei den Höhlenforschern ein wichtiges Thema und findet ihren Ausdruck in ihrem alten Leitspruch: „Wenn Du in eine Höhle gehst, nimm nichts mit, lass nichts zurück, zerstöre nichts und schlag nichts tot.“ Heute muss der Schutz der Höhlen und ihrer Bewohner einen Schritt weiter gehen und auch den Schutz der umgebenden Landschaft umfassen. In einem Nationalpark Egge lässt sich ein solcher Schutz am umfassendsten sicherstellen.

Bock auf Block? - Felsenmeere im Eggegebirge

Der Osthang des Eggegebirges ist ganz überwiegend mit Laubwald bewachsen - Günter Bockwinkel
Der Osthang des Eggegebirges ist ganz überwiegend mit Laubwald bewachsen - Günter Bockwinkel

An der Ostseite des Eggegebirges zieht sich, nach Norden bis in den Teutoburger Wald reichend, ein bandförmiger Korridor aus Blockschutt. Dieser Korridor ist zwischen 80 und 1.500 Meter breit. Unterbrochen von nur wenigen Lücken, erreicht er eine Gesamtlänge von ca. 48 km. Er weist eine Fläche von ca. 2.630 ha auf. Schroffe Felswände und die durch Blockschutt geprägten Hänge der Eggewälder führten auch zu der Bezeichnung Klippen- und Felsenmeer.

Entstanden ist dieser Korridor, weil durch Plattentektonik Sandsteinschichten mehr oder weniger senkrecht aufgestellt wurden. Dabei wurden Gesteinsbrocken gelöst, die sich als Blockfelsen dem Gebirge an seiner Ostseite vorlagerten. Über Jahrmillionen wurden dann die weicheren Gesteinsschichten abgetragen, während härtere Felsen in Form von Klippen erhalten blieben.

Dieser riesige Blockschuttkorridor ist wegen des schwierigen Geländes und des damit verbundenen hohen Arbeitsaufwands niemals vollständig intensiv forstlich bewirtschaftet worden. Innerhalb des Gebietes sind deshalb in sehr großen Flächenanteilen reich strukturierte Laubwälder erhalten geblieben. Nur an wenigen Stellen sind Fichtenbestände eingestreut. Die steilen Felswände sind oftmals von charakteristischen Flechten, Moosen und Farnen bewachsen.

Heute stellt dieser Korridor eine landesweit sehr bedeutende Biotopverbundachse dar. Das stark zerklüftete Gelände bietet eine Vielzahl von Spalten und Höhlen. Es ist in den steilsten Bereichen für Menschen nur schwer zugänglich und damit und ein ideales Rückzugsgebiet für streng geschützte Tierarten.

So kommt beispielsweise die Wildkatze hier mit einer eigenständigen Population vor. Mindestens 31 verschiedene Wildkatzenindividuen konnten durch Genanalysen von Haaren im Eggegebirge und den südwestlich angrenzenden Waldgebieten nachgewiesen werden. Es handelte sich um 13 Kater und 18 Katzen. Anhand der Genanalysen konnte außerdem festgestellt werden, dass die Egge als Korridor eine wichtige Verbundfunktion für den Austausch zwischen westdeutschen und mitteldeutschen Wildkatzen besitzt (mehr Informationen).

Fast alle früher erbrachten Nachweise des vom Aussterben bedrohten Haselhuhns wurden im Bereich des Blockschuttkorridors erbracht.

Und die sehr seltene Bechsteinfledermaus nutzt Höhlen und Spalten des Eggegebirges als Winterquartier und zum Schwärmen.
Der Blockschuttkorridor ist in dieser Ausprägung landesweit einzigartig. Er verdient zur Erhaltung und Förderung der speziellen Lebensräume und der Biodiversität unseren größtmöglichen Schutz.